Diesen Donnerstag fiel die Date Night aus. Stattdessen bestiegen wir einen Zug gen Westdeutschland, wo wir zu einer Hochzeitsfeier geladen waren. Das feierliche Mahl im Restaurant Essklasse in Krefeld war so spektakulär, das wir es besingen wollen, auch wenn es hier eigentlich um Berliner Gastronomie geht.
Das Essklasse gewinnt zusehends an Bekanntheit und Bedeutung in Nordrhein-Westfalen, da es Düsseldorfer Ansprüchen gerecht wird aber noch Krefelder Preise aufruft. Die Küche versucht internationalen Spezialitäten immer auch etwas regionales zur Seite zu stellen und wenn es einen roten Faden gibt, dann ist es ein Faible für ultralange Garzeiten, nicht nur bei niedrigen Temperaturen.
Fünf Gänge gab’s und alle waren begeisternd. Das Amuse bot feinste Trüffelaromen, bevor eine Jacobsmuschel im ersten Gang mit Meerwasser, Zitrone und Quitte flirtete. Die Kombi Muschel mit Quitte war uns neu, wir fanden sie sehr gelungen. Besonders wurde es im zweiten Gang. In guten Restaurants sind es oft die Gänge, die am langweiligsten klingen, die nachher die größten Überraschungen bereit halten. ‚Sellerie Espuma mit Ragout vom Heu-Sellerie und Sellerie Essenz von 48h gebackener Knolle‘ stand auf dem Menükärtchen. Klang für mich nach zu viel Knolle, doch geschmacklich war es eine Offenbarung. Der in Heu gebackene Sellerie ergibt leckeres Gemüse, Basis für eine schöne Creme und ausgepresst einen enorm aromatischen Saft. Das ganze war in einem Teller übereinander geschichtet, womit die Präsentationsform hinter der Küchenleistung zurück blieb. Mel fehlte ob der natürlichen Süße des Gemüses ein aromatischer Kontrapunkt, ich fand es perfekt abgeschmeckt.
Das Bio Ei im dritten Gang war über eine Stunde bei niedriger Temperatur gegart und mit fünf Jahre altem Parmesan und Knusper von der Hühnerhaut vermählt. Ein paar Tupfer uralter Balsamico setzte Akzente und meine bessere Hälfte war hin und weg. Ich ließ mir noch Platz fürs Fleisch, das in dreierlei Form den vierten Gang bildete: als Carpaccio vom gegrillten Rinderfilet, darauf ein hundert Jahre bei niedriger Temperatur gegartes Ragout und daneben Tranchen vom Rücken. Letzterer war beim servieren bereits kalt und wurde dadurch zäh – extraschade, weil das Fleisch aromatisch besonders gut war.
Nach einem sehr guten Champagner-Sorbet kamen sechs verschiedene Sachen von der Schokolade auf den Tisch, womit man genau meinen Geschmack trifft und mir obendrein zwei Portionen Dessert gönnt, denn Mel steigt bei Schokodessert aus.
Die begleitenden Weine waren sehr gut, der Service charmant und der Apero-Champagner eine wahre Freude. Ein Blick in die reguläre Speisekarte zeigt, dass die sich ähnlich präsentiert wie dieses Hochzeitsmenü und – speziell bei den Menü-Arrangements – das Restaurant Essklasse ein extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet.