Französische Restaurants sind gar zu oft eine Mogelpackung. Da die Küchensprache eh mit vielen französischen Begriffen durchsetzt ist, das Nachbarland mit oft identischen Zutaten arbeitet wie die deutsche Küche, reichen ein paar hübsche Begrifflichkeiten um Hausmannskost in Cuisine zu verwandeln. Die Brasserie La Bonne Franquette ist über diesen Verdacht erhaben. Hier ist alles original, vom Akzent des Servicepersonals über die Einrichtung bis hin zur Speisekarte. Und da authentische Französische Küche immer noch einen Ruf wie Donnerhall hat, waren wir voller Erwartungen, als wir uns mit Freunden letzten Donnerstag in der Chausseestraße einfanden um zu schmausen wie Gott in Frankreich.
Wie die meisten echten Franzosen ist auch das Bonne Franquette nichts für zartbesaitete: Froschschenkel finden sich ebenso auf der Karte wie Stopfleber. Wir meiden fragwürdige Delikatessen, sind aber nicht von einem missionarischen Eifer getrieben, der uns den Besuch von Lokalen mit solchen auf der Karte verleiden würde – und ab und zu sündigen wir. So auch an diesem Abend, als Mel sich für ein Ei im Glas mit Steinpilzen und Entenstopfleber als Vorspeise entschied. Der Rest von uns wählte ‚normale‘ Omnivoren-Gerichte: Tartare de Boeuf und Salat vorweg, Confit und Magret de Canard, also Entenkeule (für mich) und Entenbrust (für unsere Mitstreiter) zum Hauptgang, bei dem Mel sich für die große Tatar-Portion entschied.
Die Weinkarte der Brasserie ist sehr zivil bepreist, die Auswahl gut, auf französische Tropfen beschränkt, aber das ist kein Problem, schließlich kann das Land alle vinophilen Gelüste befriedigen. Vom Cremant zum Start, über einen Riesling zwischendurch bis zur Flasche Gigondas zu den Enten hatten wir ausgezeichnete Tropfen im Glas.
Das Essen konnte leider nicht alle Erwartungen erfüllen. Das Tatar hatte eine merkwürdige Konsistenz, fühlte sich eher wie Fleischschnee denn wie gehacktes an, als hätte der Fleischwolf dem Mixer weichen müssen. Auch hatte das Rind wenig Eigengeschmack, was die Küche mit Overengineering an der Würzfront kompensierte. Das war gut essbar und auf seine Art lecker aber das schwächste Tatar, dass wir in Berlin bisher gegessen haben. Auch das Ei im Glas war nur ganz schmackhaft, die im Ei verarbeitete Leber verlor ein bisschen den Glanz, der normalerweise für das schlechte Gewissen entschädigt. Die Enten waren gut, zumindest das Confit erinnerte aber eher an ein (etwas zu kurz) gegrilltes Entenbein und gab keinen Hinweis auf die besondere Zubereitungsart dieser französischen Spezialität. Die selbst gemachten Fritten zum Tatar waren göttlich, die anderen Kartoffelvariationen zu den Entengerichten sehr gut.
Alles in allem waren wir bedingt glücklich. Einige unserer Kritikpunkte sind vielleicht auf einen schlechten Tag in der Küche zurückzuführen. Das Restaurant war bis auf den letzten Platz belegt. Das spricht zum einen für die Theorie, dass an anderen Tagen hier großer Gaumenschmaus wartet und könnte kleine Schwächen mit Stress erklären. Lediglich das Tatar hat ein ‚grundsätzliches‘ Problem.
Hier geht es zur Website von ‚La Bonne Franquette‘
Ambiente: französische Brasserie aus dem Bilderbuch
Preise: leicht gehoben
Preis-Leistungsverhältnis: akzeptabel
Fazit: Es geht so…