Richtig gute Euro-Asia-Fusion-Küche ist etwas unglaublich spannendes. Leider gibt es nicht viele Restaurants, die dieses Konzept, die Anwendung fernöstlicher Zubereitungs- und Würzmethoden auf klassische Europäische Rohstoffe, so umsetzen, dass es uns Spass macht. Überall Koriander reinzuwerfen ist eben keine Fusionküche und leider ist das die Essenz aus zehn Jahren deutscher Fusionbewegung: der Siegeszug des Koriander.
Als wir bei der Suche nach einem Date Night Restaurant auf das Oktogon stießen, und im Web auf die Speisekarte schauten, war uns klar: das müssen wir ausprobieren. Denn was wir da lasen, klang nach wilden Vorspeisen-Experimenten und gezähmten Hauptgängen, optimale Risikostreuung also.
Das Oktogon liegt am Leipziger Platz und der Name nimmt Bezug auf die achteckige Form des Geläufs. Es ist ein durch und durch gemütliches Restaurant, ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet, mit ausreichend Abstand zwischen den Tischen und perfekter Beleuchtung. Es war nur schwach besucht aber das ist wohl der Jahreszeit geschuldet.
Der Blick in die Karte war zwar eigentlich nicht mehr nötig, aber wer will denn hektisch sein. Also schauten wir noch mal in Ruhe, warfen auch einen Blick in die Weinkarte (sehr ordentlich sortiert und fair bepreist) obwohl wir die aufgrund meiner Januar-Abstinenz nicht benötigten und kamen erst mal an.
Das Oktogon bietet für 41,50 Euro die freie Auswahl eines Vier-Gang-Menüs. Das wollten wir und so wählten wir aus jeder Kategorie etwas aus. Wilde Vorspeisen (Fusion Tapas und Dim Sum Oktogon), experimentelle Suppen (Maronen-Kokos-Suppe mit Laksa und diversen Einlagen, Kürbis-Gari-Suppe mit einer Frikadelle von der Kaninchen-Weisswurst), eher konventionelle Hauptspeisen (Zweierlei vom Rind und Zanderfilet und Garnelen auf Kürbis-Erbsengemüse) und zum Nachtisch gebackener Blätterteig Tallegio (für beide, das musste sein).
Die Ideen und die Zutatenliste waren eines Restaurants der Sterne-Kategorie würdig. Entsprechend gespannt waren wir auf das, was der Service dann brachte. Los ging es mit einem Paukenschlag, denn sowohl die Dim Sum als auch die Tapas hatten etliche Aromenkombinationen, die unser Herz höher schlugen ließen. Gute Fusion-Küche ist auch, wenn’s grausam klingt und herrlich schmeckt. Wantan gefüllt mit Eisbein und Sauerkraut – eine Eins mit Sternchen von einem, der Eisbein furchtbar findet. Wunderbar abgeschmeckt war die Spicy Lachsrilette, nicht zu sauer das Pulpo Ceviche. Der Waldorfsalat von Mango und Glasnudel konnte sich hingegen nicht entscheiden, ob er süß oder Herzhaft sein wollte – der Salzstreuer half nach.
Bei den Suppen erlebten wir eine Enttäuschung und eine Offenbarung. Die Kürbis-Gari-Kombi war zu süß geraten. Das ging in Richtung Babybrei und wurde von der hervoragenden Kaninchenbulette nur knapp gerettet. Die leicht pikante Kürbis-Kokos-Suppe hingegen war einfach nur perfekt. An den Hauptgerichten gab es einiges zu kritteln, der Zander war totgebraten und die Ochsenbacke kriegt man ohne viel Aufwand deutlich zarter hin. Der Hauch Pomelo an Fisch und Garnelen war hingegen eine Horizontwerweiterung.
Das Oktogon hat ein Herz für Nachtischfeinde. Der im Blätterteig gegarte Taleggio kam zwar mit Honig und Rieslinggelee an den Tisch, beides war aber nur dezent süß und bot einen feinen Kontrast zum herzhaften Käse.
Der Service ist herzlich, eher Gastgeber als Kellner und am Wohl der Gäste ernsthaft interessiert. Die Speisen kamen mit perfekter Schlagzahl – immer wenn wir dachten, jetzt kann es weitergehen, stand der nächste Gang auf dem Tisch. Die Portionen sind reichlich und die Qualität der Zutaten sehr gut. Das eine oder andere hätte besser abgeschmeckt sein können. Für den aufgerufenen Preis ist das Gebotene schlicht sensationell und der Ideenreichtum alleine den Weg zum Leipziger Platz wert.
Hier geht’s zur Webseite vom ‚Oktogon‘
Ambiente: dezent modern und sehr behaglich
Preise: moderat
Preis-Leistungsverhältnis: großartig
Fazit: Hingehen