Der nördliche Ausläufer des Prenzlauer Berges rund um den Humannplatz gehört eigentlich schon zur kulinarischen Diaspora und verbreitet deutlich weniger Schwabenglamour als das Karree einen Block weiter südlich rund um den Helmholtzplatz. Zwar gibt es bei Zia Maria in der Pappelallee eine der aufregendsten Pizzen der Stadt, die aber eher mittags oder zwischendurch. Einzig das ‚Frau Mittenmang‘ stand in diesem Kiez auf unserer Wunschliste, das allerdings schon lange und aus besonderem Grund. Weiterlesen
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Schlesisch Blau
Wir haben uns mal wieder nach Kreuzberg getraut. Nicht, dass es uns besondere Überwindung kostet, die Spree zu kreuzen aber solange es noch so viel in Mitte zu entdecken gibt, bedarf es immer eines besonderen Anlasses, die vergleichsweise lange Reise auf uns zu nehmen. Der Anlass war, dass wir viel Gutes über unsere Date Night Location gehört hatten: Das Schlesisch Blau.
Der Name legt es schon nahe: das Restaurant befindet sich am Schlesischen Tor, genauer gesagt in der Köpenicker Straße 1. Da wir Glück mit dem Wetter hatten, saßen wir draußen, was allerdings nur eine mäßige Aufwertung unseres Abends darstellte, denn die Tische im Außenbereich stehen direkt an der Bushaltestelle. Ein enormer Lärmpegel und dicke Dieseldämpfe im 10-Minuten-Takt muss man abkönnen, wenn man dem Schlesisch Blau einen Besuch im Sommer abstattet.
Das Konzept des Schlesisch Blau ist mit dem des ‚Der Hahn ist tot‘ identisch. Wie identisch, das war uns vorher nicht bewusst. Auch in der Köpeniker Straße steht der Suppentopf mitten im Gastraum, kommt der Salat für zwei in einer großen Schüssel und soll vom Gast am Tisch selber angemacht werden. Kleiner Unterschied: wo ‚Der Hahn ist tot‘ den Salat mit ein paar Nüssen aufwertet, bietet das Schlesisch Blau ausschließlich Blattsalate, dafür aber ein gutes Dutzend selbst aromatisierte Kräuter- und Frucht-Essige zur freien Auswahl. Gerade für uns Essigmenschen war das ein großer Spaß und Erdbeeressig unser Favorit. Als Hauptgang wählten wir die Fleisch-Variante und es gab geschmortes vom Kalb. Das schmeckte sehr ordentlich, kam als reichliche Portion, ließ aber den letzten Kick vermissen.
Besonders gefreut hat uns die nette Beratung in Sachen Wein. Eine Weinkarte gibt es nicht aber wenn der Kellner mit Leuchten in den Augen ruft: ‚Die Weinkarte bin ich‘ und dann bereitwillig kompetent berät, fühlen wir uns wohler als mit einem Wälzer im Telefonbuchformat. Die ausgeschenkten Weine waren gut und günstig.
‚Futtern wie bei Muttern‘, fiel uns spontan ein als Zusammenfassung unserer Erfahrung mit der Küche des Schlesisch Blau. Wer keine Lust auf Kochen hat und sich den Bauch für 20 Euro mit solider regionaler Küche mehrgängig füllen möchte, der ist im Schlesisch Blau bestens aufgehoben. Kulinarische Highlights bietet das Restaurant aber eher nicht.
Hier geht es zur Facebook-Seite des ‚Schlesisch Blau‘
Ambiente: draußen sehr urban, drinnen gemütlich
Preise: günstig
Preis-Leistungsverhältnis: sehr gut
Fazit: Preiswert und lecker
Der Hahn ist tot
Letzten Donnerstag verbrachte wir die wohl günstigste Date Night seit langem. Dabei mussten wir keine Askese üben, wir besuchten schlicht ein Restaurant, das es uns unmöglich machte viel Geld loszuwerden. Der Spass kam trotzdem nicht zu kurz, auch weil wir kein Problem damit haben, mal mit Abstand die ältesten Gäste in einem Laden zu sein.
Das Restaurant ‚Der Hahn ist tot‘ befindet sich direkt am Zionskirchplatz. Wir schauten aus unserem Fenster direkt auf die Kirche. Die Einrichtung ist simpel, rustikal aber gemütlich und passt bestens zum jungen Publikum, das zumindest bei unserem Besuch zu 80% aus Frauen bestand. 15 Tische mögen es sein und an geschätzten zehn davon saßen fröhliche Mädelsrunden, der Lärmpegel war animierend, die Stimmung enorm fröhlich.
Der tote Gockel ist ein Konzeptrestaurant – nicht Schickimicki, sondern geerdet. Es gibt ein ländliches Vier-Gang-Menü deutscher oder französischer Prägung und das kostet 20 Euro. Gesetzt ist der zweite Gang, ein Salat, sowie der vierte, das Dessert. Zum Start hatten wir die Wahl zwischen einer Topinambur-Suppe und einem mit Gruyère überbackenen Chicorèe, beim Hauptgang standen der immer verfügbare Coque au Vin, ein Boeuf Bourguignon, Dorade aus dem Ofen oder als vegetarische Variante ein gebackener Ziegenkäse zur Auswahl. Wir wählten die beiden Vorspeisen sowie das Bouef und den Ziegenkäse, der mit Rosmarin-Quitten auf Möhren-Kartoffelpüree serviert werden sollte.
Die Vorspeise stand ratzfatz auf dem Tisch, was auch daran lag, dass die Suppe in einem großen Warmhaltetopf auf einer Kommode im Gastraum steht. Suppenesser bedienen sich selbst und die Küche muss sich lediglich um eine Vorspeise kümmern. Um keine Hektik aufkommen zu lassen achtet der sehr nette Service darauf zwischen allen Gängen eine zehnminütige Pause einzuhalten. Die Topinamburcreme war sehr lecker, ebenso die überbackene Zichorie und das zu beidem gereichte Brot. Ein weiterer Gag und Beitrag zur Gemütlichkeit auch die Präsentation des Salates: Er kam in einer Schüssel als Portion für zwei. Der Gast macht ihn sich selber an mit Oliven- oder Walnussöl, Himbeer oder Estragonessig. Im Salat fanden sich Birnenspalten und frisch geröstete Haselnüsse, mit Himbeeressig und Walnussöl ein Gedicht.
Abzüge gab es beim Hauptgericht. Der Ziegenkäse war innen kalt und das Bouef war recht trocken. Es war mit Fleisch aus der Keule zubereitet, was zwar dem gängigen Rezept entspricht, in der guten Gastronomie aber häufig durch Ochsenbacke oder anderes etwas marmoriertes Fleisch ersetzt wird, damit es saftig bleibt. Lecker schmeckte beides allemal. Das Dessert war eine Zitronentarte, die mit einem herrlich lätschigen Teig genau richtig daher kam und unser Dinner würdig ausklingen ließ.
Als nette Idee empfanden wir, dass die Apfelschorle in der Karaffe serviert und in die Weingläser gefüllt wurde, wie der Service überhaupt sehr aufmerksam und herzlich war. Bei 5 Euro für den halben Liter Apfelschorle brachten wir es also gerade mal auf 50 Euro für ein gelungenes Mehrgangmenü. Das Team vom ‚Der Hahn ist tot‘ kocht ehrliche Gerichte aus einfachen Zutaten, die dann zu sehr zivilen Preisen aufs netteste an den Tisch der fröhlichen Gemeinde gebracht werden. Herz, was willst Du mehr?
Hier geht’s zur Webseite vom ‚Der Hahn ist tot‘
Ambiente: urig, einfach und gemütlich
Preise: günstig
Preis-Leistungsverhältnis: großartig
Fazit: Frohsinn!
Peking Ente Berlin
Chinesisches Essen weckt in uns Assoziationen von Glutamat, pampigen Saucen und Kopfschmerzen – einschlägige Erfahrungen aus Studentenzeiten lassen Grüßen. Zwar verzichten die meisten chinesischen Restaurants mittlerweile auf Geschmacksverstärker, das macht das Essen aber nur bekömmlicher, nicht spannender, und die pampige Speisestärke ist nicht totzukriegen.
Berlin bietet ein paar feinere Restaurants mit authentischer Küche aus Fernost, allen voran das ‚Good Friends‘ mit seiner traditionellen kantonesischen Kost und das ‚Hot Spot‘ mit seiner berühmten Weinkarte. Trotzdem zog es uns zu unserer ersten Date Night China style in ein anderes Etablissement. Wir hatten meinen Vater im Gepäck und den verführen wir gerne zu außergewöhnlichen Abenteuern mit ein bisschen Spektakel und ‚Pekingente‘ ist ein solches kulinarisches Event. Also ging es in die Peking Ente Berlin.
Das Ambiente der Peking Ente erinnert an einen mit chinesischer Deko ausgestatteten Gemeindesaal – für eine romantische Date Night nicht ganz geeignet, aber wir hatten ja eh Begleitung. Und dieses Mal ging es allein darum die Ente mit allen Sinnen zu genießen, da stört Ablenkung nur.
Da eine Pekingente ausreichend Fleisch für zwei Personen an den Knochen hat, wir aber zu dritt waren, bestellten wir vorab noch diverse Vorspeisen: eine grosse DimSum-Platte und die vom Kellner angepriesenen Peking-Teigtaschen. Beides war sehr lecker – wenn wir auch nicht einig waren, ob alle Vorspeisen wirklich selbstgemacht waren. Ich bin der Überzeugung sie waren es, die Männer hatten Zweifel …
Dann kam die Ente: erst im Ganzen zur Ansicht und nach wenigen Minuten fein filetiert. Sehr smart: Die Schnetzel waren auf Kropoek platziert, die das abtropfende Fett der Ente gut absorbierten, die Anrichtung optisch aufwerteten und (für fettresistente) als weitere Beilage dienten.
Wer noch nicht das Vergnügen hatte eine Pekingente zu essen, hier eine kurze Erklärung: man bekommt zum zerrupften oder filetierten Entenfleisch in Streifen geschnittene Gurken und Lauch, hauchdünne Pfannkuchen und Hoisin-Sauce. Entenfleisch, Gemüse und Sauce werden dann in die Pfannkuchen gerollt und mit den Händen gegessen – LECKER.
Die Ente war sehr gut, wenn auch stellenweise etwas trocken, die Beilagen ausreichend und frisch, die Hoisin-Sauce yummie (ein Hauch zuviel Knoblauch wäre hier meine einzige Kritik). Mein Vater und ich waren an diesem Abend auf Bier – Felix hingegen trank einen Chianti, der den Vogel bestens begleitete.
Alles in allem waren wir glücklich und zufrieden. Felix und ich waren bereits vor einigen Jahren in Hamburg im Original Peking-Enten-Haus, einem von weltweit vier Restaurants mit einer staatlichen Lizenz der VR China, die der Peking Ente regelrecht ein Denkmal setzen. Da kann Berlin (ausnahmsweise mal nicht mit). Aber empfehlenswert ist die Berliner Pekingente allemal.
Hier geht’s zur Webseite von Peking Ente Berlin
Ambiente: sozialistisch
Preise: angemessen bis günstig
Preis-Leistungsverhältnis: sehr gut
Fazit: Sollte man mal gemacht haben
Vom Einfachen das Gute
Letzen Donnerstag feierten wir eine doppelte Premiere. Nicht nur, dass wir zum ersten Mal eine Date Night im Wissen verbrachten, dass wir sie hier beschreiben würden, es war auch unsere erste Abendveranstaltung in einem Feinkostladen. Denn im ‚Vom Einfachen das Gute‘ geht der ernährungsbewusste Mitte-Hipster normalerweise einkaufen und nicht dinieren. Einmal im Monat bauen die Inhaber Manuela und Jörg aber eine lange Tafel im Laden auf und bitten ab 19.00 Uhr zum Motto-Abend mit reichlich Essen und Getränken.
Regionale Waren und internationale Spezialitäten; von umme Ecke, wo es geht und von ganz weit her, wo vergleichbares umme Ecke nicht gemacht wird, meistens Bio, immer artgerecht gehalten (wenn es irgendwann mal gelebt hat) und stets vor allem eines: lecker. Das klingt nach einem guten Konzept und, nachdem wir da waren, wissen wir: das ist auch ein gutes Konzept. Denn lecker war es, was auf den Tisch und ins Glas kam.
Den Anfang machte ein Perlwein von der Rheinhessischen Winzerin Katharina Wechsler. ‚Fräulein Hu‘ verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er aus der Huxelrebe gekeltert wird, einer nur noch von wenigen Winzern vorwiegend in Rheinhessen angebauten Rebsorte. Die ist trocken und still belanglos, als edelsüßer Wein recht gut (in Zusammenspiel mit Scheurebe und Rieslaner in der Beerenauslese ‚Pius‘ vor Starwinzer K.P.Keller sogar genial) und als Prickler eine Wonne. Ein leichtes Leckerli, kann man gut ein Glas mehr von trinken. Taten wir auch. Dazu gab es Brote mit Schmalz vom Landwerthof. Der war auch Lieferant der groben Leberwurst und der Pastrami in den nächsten beiden Gängen. Zum vergleich im zweiten Gang: Ahle Leberwurscht von Carsten Neumeier; das ganze begleitet von zwei ‚Craft‘ Bieren, dem Aurum aus San Biago und dem Holy Shit Ale von Schoppebräu. So schmeckt Bier auch mir, möchte man sagen, aber mit vollem Mund spricht man nicht!
Der Pastrami die Schau stahl ein Käse, St. Felicien von der Formagerie Terroir. Der machte auch den dazu gereichten Riesling Grillenparz von Stagard aus Österreich platt aber das schöne an den Schlachten bei Manuela und Jörg ist: abgeräumt wird zum Schluss, dem Käse konnte man also auch die anderen bis dahin gereichten Getränke beiordnen. Die nächste Paarung war wieder ganz deutsch und handwerklich: Zwei gereifte Würste von Carsten Neumeier mit dem Riesling ‚Benn‘ von Katharina Wechsler. Das war es: vom Einfachen das Gute und einfach gut zu genießen.
Es hieß Abschied nehmen, nicht von der Veranstaltung, sondern von Deutschland. Der Wein wurde Rot und kam fortan aus südlichen Gefilden, ebenso wie die diversen Salamis (mit Fenchel oder vom Cinta Senese Schwein), Schinken und Käse (herausragend: ein umbrischer Peccorino im Feigenblatt). Es war ein Rausch, der sich auch langsam im Blutalkoholspiegel ausdrückte, weswegen die Beschreibungen kürzer werden.
Pappsatt und angenehm berauscht stellten wir uns den finanziellen Konsequenzen des Abends und die waren harmlos. Gerade einmal 25 Euro pro Person verlangten die beiden Nebenerwerbsfeinkosthändler (das längste Wort seit langem). Da kauften wir gleich noch ein bisschen für daheim ein. Denn vom Einfachen das Gute können wir auch dort gebrauchen.
Um der Chronistenpflicht nachzukommen: Ein Absacker fiel diesmal aus, den Apero hatten wir im Innenhof des Katz Orange genommen. Das ist ein sehr gutes Restaurant, welches wir in einer unserer ersten Date Nights ausprobiert hatten. Die gebotene Leistung war zufriedenstellend, stand jedoch nicht ganz im Einklang mit den selbst formulierten Ansprüchen und geforderten Preisen. Am frühen Abend ist der lauschige Innenhof aber eine tolle Location für ein Glas Wein als Date Night Auftakt.
Hier geht’s zur Webseite von ‚Vom Einfachen das Gute’
Ambiente: urgemütlich und unprätentiös
Preise: winzig
Preis-Leistungsverhältnis: herausragend
Fazit: unbedingt hin da!